Übersäuerung, was ist das?
Jedes Organ und jedes Gewebe in unserem Körper hat einen bestimmten pH Wert. Dieser pH-Wert wird für die optimale Funktion der Zellen benötigt. Daher versucht unser Körper, diesen Wert konstant zu halten. Im Magen liegt er zwischen 1 und 2, ist also sehr sauer. Im Blut liegt er zum Beispiel zwischen 7,35 und 7,45. Sinkt der pH Wert ab, nennt sich das Azidose (Übersäuerung), steigt er an nennt sich das Alkalose (Untersäuerung). Beides ist im Falle des Blutes für den Menschen tödlich.
Da sind wir auch schon beim grundsätzlichen Verständigungsproblem zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. In der Schulmedizin wird ausschließlich von einer Übersäuerung gesprochen, wenn eine Azidose (also eine Übersäuerung im Blut) vorliegt. Diese ist unbehandelt tödlich. In der Naturheilkunde wird jedoch nicht (nur) das Blut, sondern auch all die anderen Gewebe und Organe angeschaut.
Um einer echten Azidose entgegen zu wirken, hat der Körper verschiedene Möglichkeiten.
- Erhöhte Produktion von Magensäure
- Verstärkte Atmung
- Vermehrte Ausscheidung über die Haut
- Vermehrte Ausscheidung über die Niere
- Ablagerungen von Säure in Zwischenzellgewebe
- Ablagerungen von Säure in den Zellen
- Entnahme von Pufferstoffen wie Magnesium, Kalium und Calcium aus Muskeln und Knochen
Eine Übersäuerung beginnt somit bereits, wenn die oben genannten Gegenmaßnahmen ins Spiel kommen. Sind die Systeme überlastet, entsteht eine Krankheit. Hier setzt die Naturheilkunde bei der Behandlung an.
Warum bin ich übersäuert?
Sobald der Körper die vermehrte Säure nicht mehr puffern (neutralisieren) kann, entstehen gesundheitliche Probleme. Im Grunde genommen gibt es zwei große Bereiche, welche bei der Übersäuerung eine Rolle spielen. Erstens: es existiert zu viel Säure und zweitens: es wird zu wenig Säure weggeschafft/neutralisiert.
Folgende Gründe können die Ursache für einen vermehrten Säureanfall sein:
- Sauerstoffmangel
- Bewegungsmangel
- Überbeanspruchung der Muskulatur (Leistungssport)
- Säurelastige oder einseitige Ernährung
- Mangel an Kalium, Magnesium, Calcium, Natrium und Zink
- Krankheiten (Grippe), chronische Entzündungen
- chronischer Durchfall, vermehrtes Erbrechen
- Diabetes
- Negativer Stress auch Distress genannt
- Zu wenig Wasser, zu viele Süßgetränke
Diese Gründe spielen bei einer verminderten Ausscheidung eine Rolle:
- Mangelnde Nierenleistung
- Manglende Lungenleistung
- Mangelnde Magensäureproduktion
- Lungenemphysem
- Mangelnde Leberleistung
Die häufigsten Symptome der Übersäuerung sind:
- Müdigkeit, Erschöpfung, Burnout
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen, Migräne
- Nervenschmerzen, Muskelschmerzen
- Osteoporose, Knochenbrüche, Gelenkschmerzen
- Rheuma
- Gicht
- Allergien
- Akne, Ekzeme, Neurodermitis, Pilze
- unspezifische Entzündungen
- Infektanfälligkeit
Wie stelle ich eine Übersäuerung fest?
Am zuverlässigsten lässt sich die Übersäuerung feststellen, mit einem Tagesurinprofil an drei aufeinander folgenden Tagen.
Dazu wird bei jedem Toilettengang der Urin pH mit einem Indikatorstreifen aus der Apotheke geprüft und in einer Tabelle festgehalten.
Morgens ist der Urin sauer und liegt bei ca. 5. Im laufe des Tages steigt er an und pendelt sich dann Abends zwischen einem neutralen pH Wert von 7 und dem leicht basischen Wert 8 ein. Am späten Abend fängt er wieder an zu sinken.
Ein ausgewogenes Säure-Basen-Profil ist daran zu erkennen, dass im Laufe des Tages sowohl saure, wie auch basische Werte zu finden sind. Anhand dieses Profils kann Ihr Heilpraktiker dann feststellen ob Sie tatsächlich übersäuert sind und wenn ja, welcher Übersäuerungsgrad vorhanden ist.
Der optimale Messverlauf sieht so aus:
- Nach dem Aufstehen zwischen 6 und 7 Uhr
- Vor dem Frühstück (sofern nicht sofort gegessen wird)
- Vor dem Mittagessen um 10 Uhr
- Zwei Stunden nach dem Mittagessen um 15-16 Uhr
- Zwei Stunden nach dem Abendessen um 20-21 Uhr
- gegen 22 Uhr oder kurz vor dem Insbettgehen
So sieht das optimale Profil aus:
- 1. und ggfs. 2. Messung zwischen 5 und 7
- 3. Messung 7,5
- 4. Messung 7,5-8,5
- 5. Messung 7
- 6. Messung absinken bis auf 6
Wie sieht die Therapie aus?
Die Therapie der Übersäuerung stützt sich auf verschiedene Säulen. Abhängig von Ihrer Veranlagung werden Ihre Schwachstellen (in der Regel Leber, Niere, Haut, Lunge oder Lymphe) angeregt. Zusätzlich ist meist eine Ernährungsberatung nötig. Als Soforthilfe wenn die Übersäuerung sehr stark ist und oder die Symptome sehr heftig sind, eignen sich Infusionen mit Natriumbicarbonat oder Milchsäure.
Allgemeine Maßnahmen:
- Basenüberschüßige Ernährung
- Basensuppe aus Gemüse (Zwiebel, Sellerie, Weißkohl, Lauch, Zucchini, Petersilienwurzel, Kartoffel)
- Wasser, Kräutertee und basische Tees trinken
- Heilfasten
- Anregung von Leber, Niere, Lunge und Haut
- Anregung der Magensäure
- Basenbäder: Natriumbicarbonat aus der Apotheke, pH 8,5 mind. 30min bei 30-33 Grad
- Infusionen Milchsäure und Natriumbicarbonat
- Einnahme von Basenpräparaten Achtung: kein Natron!
Die Einnahme von basischen Präparaten ist keine Dauerlösung. Besser wäre es, dem Körper über die Ernährung genügend Mineralien zur Pufferung zur Verfügung zu stellen. Basen reagieren mit der ersten Säure, mit welcher sie in Kontakt kommen. Wenn Sie also basische Präparate einnehmen, reagieren diese als erstes mit der Magensäure. Wird der pH-Wert im Magen hochgesetzt, entstehen Probleme bei der Eiweissverdauung. Außerdem kann sich die Bakterienzusammensetzung im Darm dauerhaft verändern. Nehmen Sie also ausschließlich basische Produkt zu sich, welche entweder in magensaftresistenten Kapseln sind oder in Citratform. Diese überstehen die Passage durch den Magen unbeschadet und reagieren erst im Darm, wo sie über die Schleimhaut in der Körper aufgenommen werden können.
Was hat Magensäure mit dem Säure-Basen-Haushalt zu tun?
Gerade bei Menschen mit Sodbrennen ist es wichtig zu unterscheiden, ob das Sodbrennen von zu viel oder zu wenig Magensäure kommt. Jedem ist klar, warum zu viel Säure ein Brennen verursacht. Zu wenig Magensäure macht jedoch genau dieselben Symptome. Der Grund ist: ist der pH-Wert im Magen erhöht, geht die Eiweissverdauung langsamer von statten. Dadurch verbleibt die Nahrung länger im Magen, der Druck steigt und die Magensäure schwappt in den Rachen. Sodbrennen!
Wenn jemand übersäuert ist und gleichzeitig zu wenig Magensäure besitzt, ist die Therapie ganz leicht!
Der Trick dabei ist folgender:
Bei der Produktion von Magensäure entsteht Bicarbonat. Bicarbonat wirkt basisch, die Magensäure sauer. Während die Magensäure in den Magen abgesondert wird, kommt das Bicarbonat ins Blut und wirkt dort als Puffer. Produziert Ihr Magen zu wenig Säure, produziert er gleichzeitig zu wenig Bicarbonat. Das fehlt uns als Puffer im restlichen Körper.
Es reicht somit, die Magensäure anzuregen, schon kann sich der Säure-Basen-Haushalt wieder ausgleichen.
Wie wird das gemacht?
Die Antwort ist: mit Bitterstoffen. Alles was bitter schmeckt, regt die Produktion von Magensäure an. Magen-Darm-Tees, Kräuterbitter, Magen-Darm-Tropfen, Artischocken, bittere Salate, all das hilft, unsere Säurelast im Körper zu mindern.
Basenüberschüssige Ernährung
Um einer Übersäuerung entgegen zu wirken empfehle ich Ihnen die baseüberschüssige Ernährung. Der Trick dabei ist: es werden mehr basische als saure Lebensmittel konsumiert. Dadurch erhält der Körper zusätzliche Puffermöglichkeiten und kann die überschüssige Säure abfangen.
Unsere Zunge schmeckt, wenn etwas sauer ist. Für Basen besitzt er jedoch keine Rezeptoren, wir schmecken es nicht. Daher funktioniert es leider nicht zu sagen: was sauer ist wirkt sauer und was nicht sauer schmeckt wirkt basisch. Das beste Beispiel ist hierbei die Zitrone. Sie schmeckt unglaublich sauer. Trotzdem enthält sie mehr basische Anteile und wird im Körper basisch verstoffwechselt.
Als Faustregel gilt: je mehr Eiweiß ein Lebensmittel enthält, desto saurer wirkt es im Körper.
Bei basischem Gemüse und Obst ist zudem wichtig, auf den Reifegrad bei der Ernte zu achten. Unreif geerntetes Obst hat nicht denselben Mineraliengehalt wie reif geerntetes.
Ganz allgemein gilt s folgende Lebensmittel zu meiden:
- Fleisch und Wurst
- Milchprodukte
- Eier
- Zucker
- Weißmehlprodukte
- Alkohol
Um das Ganze abzuschließen hier noch einige allgemeine Tipps im Bezug aufs Essen:
- kaufen Sie hochwertige Lebensmittel ein
- Achten Sie auf die richtige Lagerung
- kochen Sie frisch und ohne Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe
- bevorzugen Sie gedämpftes oder gedünstetes
- Essen Sie wenn Sie Hunger haben
- Genießen Sie das Essen
- Nehmen Sie sich Zeit und kauen Sie gut
Naturheilpraxis Margot Eisele
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Sabrina (Mittwoch, 13 November 2024 08:43)
Hallo Frau Eisele,
Kann man Basencitratpulver oder Kapseln bei Gastritis und Darmentzündung einnehmen, danke im Vorraus